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Arbeits-Kräfte-Mangel?

Unter Arbeitskraft versteht man in der Wirtschaft. die mit körperlicher oder geistiger Tätigkeit verbundene Fähigkeit eine bestimmte Arbeitsleistung zu erbringen. Heute wird das Wort Arbeitskraft meist synonym für Arbeitnehmer/in verwandt.


Der Begriff Arbeitskraft setzt sich zusammen aus den Worten ARBEIT und KRAFT

Kraft steht für:

  1. Stärke, Power, Energie
  2. Können, Potenzial
  3. Macht

Wenn Arbeitskräfte eingesetzt werden, kommt im Wirtschafts– und Arbeitsleben ein ressourcenorientierter Stärkenansatz zum Tragen, der sich an den tatsächlichen Stärken und dem vorhandenen bzw. potenziellen Können von Arbeitnehmer/innen orientiert und damit Menschen bemächtigt, ein erfülltes und souveränes Arbeitsleben zu realisieren.

Ein professionelles HR Management sowie eine professionelle HR-Kommunikation kennt die Stärken der Mitarbeiter/innen und fördert diese gezielt. Genauso (er)kennen die Mitarbeiter/innen ihre Stärken und Ressourcen, fordern sich selbst mutig heraus, lassen sich auf neue Dinge und Situationen ein und entwickeln ihre Stärken weiter. 

Umgang mit Arbeitslosen. Man weiß in diesem Zusammenhang, dass es ein ziemlicher Unfug ist, Schwächen / DEFIZITE herauszuarbeiten und an diesen zu verzweifeln. Das kostet Zeit, Geld (für Bürokratie / Verwaltung sowie für Tausende sogenannte PAP´s und Casemanger/innen in deutschen Arbeitsverwaltungen) und Nerven. Im Ergebnis dieses Denk- und Handlungsansatzes (Werkstattprinzip / Defizitansatz) verharren Hunderttausende jahre-, ja oft sogar jahrzehntelang in der Grundsicherung (Langzeitarbeitslosigkeit).

Wirtschaft. In Vorstellungsgesprächen und PE-Projekten werden in der direkten Kommunikation zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern/innen Anschlussmöglichkeiten in Betrieben in Form von konkreten Einsatzmöglichkeiten erörtert und entworfen.

Die Kunst der Stellenbesetzung liegt darin, Menschen in ihrem Stärkenprofil einzusetzen. Menschen sollten das machen dürfen, was sie wirklich gut können und wo ihre Stärken liegen.

Arbeits- / Fachkräftemangel
Zunehmend können Arbeitsplätze Deutschland nicht besetzt werden, weil Arbeitskräfte fehlen.

Andererseits ist die belastende Zahl der Millionen dauerhaft Nicht- oder Unterbeschäftigten in Deutschland nach wie vor eklatant hoch.  

Wieso eigentlich kann man diesen Arbeitskräfte-Schatz zum Wohle der Volkswirtschaft, der Gemeinschaft und der betroffenen Menschen nicht heben?

Liegt es an einer arbeitsmarkwissenschaftlichen Erkenntnislücke, liegt es an den politischen Leitlinien, liegt es an der arbeitsmarktpolitischen Verwaltungs- bzw. Handlungspraxis, liegt es an den arbeitslosen Menschen selbst oder…?

Erfolgreiche Arbeitsmarktpolitik durch Empowerment

Der Denkansatz und das Konzept des Empowerments von Arbeitskräften (in der Wirtschaft längst gängiges Handlungskonzept im HR-Management) hat sich leider bisher noch nicht in der deutschen Arbeitsmarktpolitik durchgesetzt.

Empowerment steht für Arbeitsansätze, die Personen darin ermutigen ihre eigenen Stärken zu entdecken, sowie zu einem höheren Maß an Autonomie und Selbstbestimmung zu gelangen. Der Begriff Empowerment bedeutet so viel wie „Selbstbefähigung, Ermächtigung, Bevollmächtigung“.

Das dahinterliegende Menschenbild ist, dass jeder Mensch etwas kann, jeder Mensch gebraucht wird und jeder Mensch wichtig für die Gemeinschaft ist.

Das Konzept des Empowerment stellt dem in dem Arbeitsbereich „Markt und Integration“ bundesrepublikanischer Arbeitsmarkpraxis noch immer verbreiteten defizitären Blickwinkel auf eine mit Mängeln, Hemmnissen und Schwächen behaftete Kundschaft (Mängelwesen) eine Ausrichtung auf die Stärken, Potenziale und Ressourcen der Menschen gegenüber.

Im Vordergrund dieses Ansatzes steht die grundsätzliche Fokussierung auf die STÄRKEN bzw.  die Stärkung (noch) vorhandener Potenziale und die Ermutigung zum Ausbau dieser Möglichkeiten, statt sich hoffnungslos in standardisierten Handlungskonzepten zur Analyse und Bekämpfung von Schwächen- und Hemmnissen anscheinend „marktferner Menschen“ zu verlieren.

Leider kann auch die dominierende deutsche Arbeitsmarktwissenschaft (IAB) keine pragmatischen Lösungen gegen Arbeitslosigkeit und insbesondere Langzeitarbeitslosigkeit (verdammt sein zum Nichtstun / gelernte Hilflosigkeit …) für die Organisationen und Akteure der arbeitsmarktpolitischen Praxis liefern. Hier ist man gefangen in einem wissenschaftlichen Paradigma des Defizits bzw. verliert sich in volkswirtschaftlichen Kennzahlen, die alles und vieles eben nicht erklären. (In der Organisation des IAB – vgl. Organigramm – dominieren die Volkswirtschaftler und Statistiker).

Wie man jedoch „konkret“ langanhaltende und heterogen strukturierte Arbeitslosigkeit bekämpft und damit den Arbeitskräfte- bzw. Fachkräftemangel reduziert, bleibt eine Black Box, das gibt man auch ehrlich zu (Fehlanzeige).

Und weil alles so ist wie es ist, denkt die Politik darüber nach, wie man wenigstens die Grundsicherung für die Millionen „Abgeschlagenen“ irgendwie attraktiver macht und die Goldene Regel des Gleichgewichts vom Nehmen und Geben, um den Aspekt des Forderns einkürzt. 1-Foerdern-und-Fordern/1-Aufgabe-und-Ziel-der-Grundsicherung-fuer-Arbeitsuchende Im Ergebnis bleiben die Menschen dennoch arbeitslos, trauen sich ob der defizitären Fremdeinschätzungen und den damit parallellaufenden Prozessen der „self fullfilling prophecy“ nichts mehr zu und bleiben mutlos und hilfebedürftig.

Das Ganze endet dann mit einer breit konzertierten nationalen Aktion zur Fachkräfteeinwanderung. Wir brauchen massiv Leute von außen, weil wir ja keine eigenen Fachkräfte / Arbeitskräfte mehr in Deutschland haben.

Dass wir das alles bezahlen können, grenzt schon an ein Wunder.

Faktencheck„Der Arbeitsmarkt hat sich zum Jahresende 2021 gut entwickelt. Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung haben im Dezember saisonbereinigt erneut abgenommen“, sagte der Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit (BA).
https://www.arbeitsagentur.de/presse/2022-01-arbeitsmarkt-im-dezember-2021

Die Arbeitslosenquote von 5,1 % im Dezember 2021 hört sich scheinbar gut an, ist damit aber auch die Arbeitsmarktpolitik erfolgreich? Was steckt hinter den Zahlen?

Geldleistungen:
Arbeitslosengeld haben im Dezember 2021 728.000 Menschen erhalten. Arbeitslosengeld II haben nach der Statistik der Bundesagentur für Arbeit 3.619.000 erhalten.

Arbeitskräftenachfrage:
Die Nachfrage nach neuem Personal bleibt im Dezember auf hohem Niveau. So waren 794.000 Arbeitsstellen bei der BA gemeldet.

Flüchtlinge:
Zum Stichtag 31. Dezember 2020 lebten in Deutschland rund 1,8 Millionen Menschen, die in Deutschland Schutz bekommen haben. Etwa ein Drittel von ihnen sind Minderjährige. Jede*r Fünfte lebt seit mehr als sechs Jahren in Deutschland.

Kosten der Arbeitslosigkeit:
Arbeitslosigkeit hat im Jahr 2020 in Deutschland Kosten in Höhe von knapp 62,8 Milliarden Euro verursacht. Für Arbeit und Soziales standen in 2021164,92 Milliarden Euro – zu Verfügung. Insgesamt sah der Haushalt der Bundesregierung für 2021 Ausgaben in Höhe von 498,62 Milliarden Euro vor.

Zahlen zusammengefasst:

  • Über 4 Millionen Menschen sind nicht oder nicht hinreichend beschäftigt.
  • Offiziell werden ca. 800.000 Arbeitskräfte gesucht, die tatsächliche Zahl offener Stellen liegt wahrscheinlich bei 2-3 Millionen.
  • Wir geben jedes Jahr 50 bis 70 Milliarden Euro direkt für Arbeitslosigkeit aus (die indirekten und im Zusammenhang mit Arbeitslosigkeit stehenden weiteren sozialen Kosten kommen noch dazu).
  • Es halten sich derzeit ca. 1.8 Millionen (darunter ca. 1/3 Kinder) auf, die in Deutschland Schutz bekommen haben. Nicht alle erwerbsfähigen Erwachsenen sind in Arbeit bzw. dürfen arbeiten (geschätzt 600-800 Menschen).

Nach diesen Zahlen existiert in Deutschland ein nicht ausgeschöpftes Arbeitskräftepotenzial von erwerbsfähigen Erwachsenen von ca. 5 Millionen Menschen. Eigentlich könnte das hinreichend sein, um zumindest einen Großteil der offenen Stellen besetzen zu können.

Warum kann dieser Schatz nicht gehoben werden?

Souveräne Menschen mit unterschiedlichen Gaben & Talenten
Jeder Mensch kann etwas (Identität).
Jeder Mensch wird gebraucht und kann mit seinen Stärken einen Beitrag leisten (wirtschafltiche Autonomie).
Jeder Mensch ist wichtig (Selbstwertgefühl). 

 IAB (21.11.2022)
„Mit der zunehmenden Verknappung von Arbeitskräften bietet sich aber die Chance, durch arbeitsmarktpolitische Anstrengungen in den Bereichen Vermittlung … dem Ziel der Vollbeschäftigung näherzukommen“, heißt es in einem Bericht des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung ( Enzo Weber )
. Gelingt es, bis zum Jahr 2035 die Arbeitslosenquote auf 2,5 Prozent zu senken, so ergäbe sich eine zusätzliche Beschäftigung von 1,3 Millionen Personen. (Welche arbeitsmarktpolitischen Anstrengungen die Arbeitslosenquote drastisch senken könnten sagt Enzo Weber nicht. Hierzu kann das IAB derzeit keinen profunden wissenschaftlichen Beitrag leisten).