Das ABC der „Sozialen Hilfe“ (Kontext Arbeitslosigkeit)
Hinter jeder arbeitslosen Person steht ein Mensch mit einer Geschichte, mit Fähigkeiten, mit Hoffnungen – und mit dem Wunsch, gebraucht zu werden.
Ein biblisches Menschenbild aus dem ersten Brief an die Korinther drückt das auf beeindruckende Weise aus. Dort heißt es:
„Denn der Leib ist einer und hat doch viele Glieder; alle Glieder des Leibes, obwohl viele, sind ein Leib.“
(1. Korinther 12, sinngemäß)
Dieser Vers erinnert uns: Jeder Mensch kann etwas – bringt also Stärken mit. Jeder Mensch wird gebraucht – er hat ein Recht auf Teilhabe. Und jeder Mensch ist wichtig – verdient unsere Würdigung.
Dieses Menschenbild ist keine Theorie. Es ist ein praktischer Auftrag – an unsere Gesellschaft, an die Politik, an jede und jeden von uns, die im sozialen Bereich Verantwortung tragen.
Das ABC der Sozialen Hilfe
A wie „Man hilft den Menschen nicht, wenn man für sie tut, was sie selbst tun können.“
Das heißt: Hilfe zur Selbsthilfe. Nicht entmündigen, sondern befähigen. Menschen sollen nicht passiv verwaltet, sondern aktiv gestärkt werden – durch Bildung und Coaching in Unternehmen, durch bewusstes Vertrauen in ihre Fähigkeiten und Stärken sowie in ihre Talente. Der Impuls für diese Unterstützungsleistungen sollte „vornehmlich“ von den Hilfesuchenden selbst ausgehen. Das setzt voraus, dass sie ihre Stärken kennen bzw. sich ihrer bewusst werden. Denn jeder hat Stärken. Da kann sich keiner rausreden – das ist die Herausforderung, denn „Fördern ohne konkretes Ziel“ ist sinnlos und teuer.
B wie „Soziale Hilfe ist nur dann wirksam und effizient, wenn sie sich überflüssig macht.“
Das Ziel darf nicht die dauerhafte Unterstützung sein, sondern die Rückkehr in Selbstständigkeit und ein souveränes Leben. Jeder Schritt in Richtung Eigenverantwortung und Selbstermächtigung spart nicht nur Geld – er schenkt Würde. Das Hilfesystem darf sich nicht selbst erhalten wollen, sondern muss in der Lage sein, sich überflüssig zu machen. Um dieses den Bediensteten zu ermöglichen, sind von vornherein entsprechende Systemstrukturen mit entsprechend attraktiven Anschlussmöglichkeiten vorzusehen.
C wie „Echte Nächstenliebe ist selbstlos und ohne Geschäftsinteresse.“
Soziale Hilfe kann nicht als Geschäft gesehen werden, auch wenn die Dienstleistungen Geld kosten. Sie lebt von Menschlichkeit, nicht von Profit. Und wo Hilfe aus dem Herzen kommt, da wächst Vertrauen – die wichtigste Währung in jeder Krise.
Die Methodik in diesem „ABC der Sozialen Hilfe“ ist Empowerment, denn Empowerment (vorausgesetzt richtig und professionell gemacht), gepaart mit modernem HRM und schöpferischer Organisationsgestaltung spart Milliardensummen ein.
Langfristige Arbeitslosigkeit führt zu Resignation, Isolation, Krankheitsrisiken – und enormen volkswirtschaftlichen Folgekosten.
Doch wenn wir bewusst in die Stärken von Menschen investieren, dann entlasten wir dauerhaft das System. Dann sparen wir Milliarden – ohne zu kürzen, sondern indem wir klüger helfen.
Und wenn Hilfesysteme offensichtlich dauerhaft nicht funktionieren (Vermittlungsquote von Jobcentern – nur 6 % p. a.), muss man sie hinterfragen, reformieren oder konsequent ersetzen. Eine Vermittlungsquote von 20 % – 25 % p. a. ist dabei eine realistische und erwartbare Vorgabe.
Da ist die Politik gefragt. Meistens fehlt aber der Mut, die Sachkenntnis oder beides, die sich selbst erhaltenden und veralteten Strukturen aufzubrechen.
Im Übrigen unterscheidet sich das alltagsweltliche Verständnis von sozialer Hilfe in gravierender Weise von sozialer Hilfe als Profession.
Auch eine von der Arbeitsagentur abgekoppelte und damit wissenschaftlich unabhängige Forschungseinrichtung (iab) wäre in diesem Zusammenhang dienlich.
Man sollte den Menschen wieder ins Zentrum stellen. Nicht das Defizit, sondern das Potenzial. Nicht das Verwalten, sondern das Loslassen und Befähigen.
Soziale Hilfe ist dann erfolgreich, wenn sie von Anfang an bestrebt ist, sich überflüssig zu machen und vor allem aus Überzeugung geschieht – mit Respekt, mit Mut zur Veränderung und mit dem Glauben daran, dass jeder Mensch etwas kann, gebraucht wird, und wichtig ist.
Am Ende geht es nicht um den (Selbst-) Erhalt von ineffektiven und ineffizienten sozialen Hilfesystemen, sondern um die Entfaltung sowie die Entwicklung von Humanressourcen und deren Anschluss an die Wirtschaft, um das Ermöglichen eines souveränen Lebens ehemals arbeitsloser Menschen und um die fundamentale finanzielle Entlastung der Solidargemeinschaft.
So formuliert sich die professionelle Jobbeschreibung für die Arbeitslosen, für die Helfenden, für die Arbeitgeber, für die Wissenschaftler und für die verantwortlichen Politiker von selbst. Diese folgt dem Prinzip der Reziprozität innerhalb einer solidarischen Gemeinschaft.
