Besucher

022274

Kognitive Dissonanz – (Dissonanz zwischen Wunsch/Denken & Wirklichkeit)

Ich mach‘ mir die Welt Widdewidde wie sie mir gefällt.

Der Mensch ist ein wahrer Experte darin, die Realität zu verdrehen, Fakten zu ignorieren und Wahrheiten zu verbiegen, bis diese ins eigene Weltbild passen und leichter zu verdauen sind.

Was ist, wenn Wünsche oder erfundene Propaganda und Realität tatsächlich nicht übereinstimmen? Was ist, wenn Anspruch und Wirklichkeit auseinanderklaffen?

Wie gehen Menschen mit dieser Spannung um, dass es eine Dissonanz (Widerspruch, Uneinigkeit, keine Übereinstimmung) zwischen dem, was man sich denkt oder wünscht und dem was tatsächlich ist (Realität) gibt oder wenn man eine Entscheidung getroffen hat, die sich als Fehlentscheidung erweist?  

Die geistige Welt droht zusammenzubrechen.

Kognitive Dissonanz bezeichnet in der Sozialpsychologie einen als unangenehm empfundenen Gefühls- und Geisteszustand, der dadurch entsteht, dass ein Mensch unvereinbare Kognitionen (Wahrnehmungen und Gedanken) hat.

Kognitionen beinhalten, was Individuen über sich selbst, ihre Umwelt, andere Menschen, ihre Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft denken (interne Vorstellungen / subjektive Realität / konstruierte Wirklichkeit).

Kognitionen (Wahrnehmen und Denken) können Emotionen (Gefühle) beeinflussen oder durch sie beeinflusst werden.

Dieses Bild hat ein leeres Alt-Attribut. Der Dateiname ist grafik-2.png

Robert Plutschiks – Rad der Emotionen

Die Fabel „vom Fuchs und den Trauben“

Auf seiner Suche nach einer Köstlichkeit entdeckt der Fuchs einen Weinstock, an dessen Trauben er sich gerne gütlich tun würde. Doch was er auch tut, er kann die leckeren Früchte einfach nicht erreichen, weil diese zu hoch für ihn hängen.

Als Reaktion rümpft er die Nase, verkündet lauthals, dass die Trauben ohnehin sauer seien und deshalb nicht schmecken würden und macht sich auf seinen Weg zurück in den Wald.

Die kognitive Dissonanz entsteht hier durch die klaffende Lücke zwischen dem Wunsch, die Trauben zu essen, und der Realität, diese einfach nicht erreichen zu können.

Ein häufiger Auslöser für kognitive Dissonanzen ist auch ein Widerspruch zum eigenen Selbstbild.

Weitere Möglichkeiten, wann die kognitive Dissonanz auftreten kann:

  • Entscheidungen stellen sich als Fehler heraus
  • Eingeschlagene Wege entpuppen sich schwerer als erwartet
  • Erwartungen werden nicht erfüllt

Aus einer solchen kognitiven Dissonanz entsteht ein Störgefühl und der dringende Wunsch, dieses zu beheben.

Die Folgen: Es beginnt ein inneres Ringen und ein Rechtfertigungskampf mit uns selbst. Wir wollen die negative Spannung, die durch die kognitive Dissonanz entsteht, auflösen und das eigene Verhalten rechtfertigen. Vor anderen, vor allem aber auch vor uns selbst.

Um das zu erreichen, sind wir bereit, zu lügen, dass sich die Balken – und die Wahrheit – biegen.

Es ist schwer bis unmöglich, eine kognitive Dissonanz zu ertragen. Das damit verbundene negative Gefühl ist nicht nur störend, sondern regelrecht zerreißend. Also muss eine Lösung her, um die unterschiedlichen Wahrnehmungen zusammenzubringen.

  • Selektive Wahrnehmung

Was nicht passt, wird passend gemacht. Das gilt auch für jene Informationen, die einfach nicht zur eigenen Wahrnehmung passen wollen. Fakten und Daten, die der eigenen Ansicht und Wahrnehmung widersprechen, werden kurzerhand geleugnet, ausgeblendet oder ignoriert.

  • Selektive Beschaffung

Noch einen Schritt über die selektive Wahrnehmung hinaus geht die selektive Beschaffung von Informationen. Hier wird eine Art Filterblase geschaffen, so dass erst gar keine ungewollten und widersprüchlichen Informationen mitbekommen werden. Dies kann zum Beispiel dadurch erreicht werden, dass bestimmte Medien konsumiert oder andere Quellen gezielt gemieden werden.

  • Schuldzuweisungen

Eine beliebte Strategie gegen kognitive Dissonanz ist es auch, die Schuld für den eigenen Zustand bei jemand anderem zu suchen. Das Böse, das sind die anderen.

  • Fadenscheinige Rechtfertigung

Es werden Fakten und auch die eigene Einstellung verdreht, bis die kognitive Dissonanz überwunden wird und die Wahrnehmungen wieder zusammen passen.

Was wirklich hilft, ist die Verhaltensänderung

Die beste Reaktion ist ein reflektiertes Verhalten. Allerdings ist dieses auch mit Abstand das schwierigste Handeln, da es auch Kritik an den eigenen Entscheidungen und Handlungen beinhaltet und es nötig ist, sich selbst und auch anderen die eigenen Fehler einzugestehen.

Leider muss jedoch festgestellt werden, dass das oft der letzte Weg ist und leider oft die große Ausnahme bleibt.

Stattdessen wird gelogen, gerechtfertigt und der eigene Standpunkt verdreht, bis sich „hoffentlich“ die kognitive Dissonanz auflöst.

Henryk Cichowski – Acryl auf Leinwand – Gedanken- und Gefühlswelt im Einklang