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An der eigenen Biografie zu arbeiten, lohnt sich

Biografiearbeit bedeutet, Lebensspuren zu pflegen und sich auf einen zukünftigen Lebensentwurf zu verpflichten.

Bei der Biografie steht das zukünftige Leben im Vordergrund und nicht das, was hinter einem liegt. Man sollte seine Biografie aktiv bewirtschaften.

Eine Biografie ist  eher der Entwurf seines Lebens und weniger ein  Protokoll über das bislang gelebte Leben. Es geht nicht darum gelebt zu haben, sondern um zu leben.

Jeder Mensch sollte sich wichtig nehmen und gleichzeitig Biograf und Historiograf sein.

Man realisiert seine eigene Geschichte, indem man sein Lebensziele fortlaufend entwirft, dokumentiert und kritisch überprüft sowie fortschreibt.

Es geht dabei aber immer auch um die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft in einem dynamischen Zusammenhang.

Der Mensch ist insofern ein offenes System, er ist ein Gewordenes und ein Werdendes. Das Individuum ist nur in der Zeit existent. Das Werden von der Konzeption bis zum Tode, das ist das Individuum.

Momentanes Verhalten  sollte demnach stets als Teil oder Aspekt einer individuellen Biografie gesehen werden. Denn nur in der zeitlichen Extension ist ein Mensch vollständig erfaßbar. Jede andere Sichtweise reduziert das Individuum und beschreibt es möglicherweise unzulässig defizitär.

Auch ein Verständnis der Biografie als die bloße Reproduktion dessen, was war, ist völlig unerheblich.

Ich nehme mir etwas vor. Wie habe ich das gemacht?
Ich nehme mir etwas vor. Wie ist es gelaufen?
Ich nehme mir etwas vor. Was habe  ich gelernt?
Ich …

Dabei ist zu  beachten, dass das Heute die Zukunft von Gestern ist, das Morgen die zu Zukunft von Heute darstellt und das Gestern, die Zukunft von Vorgestern war. Es besteht also immer auch ein Zusammenhang zwischen dem Vergangenen, dem Jetzigen und dem Zukünftigen. 

Was den Menschen von anderen Lebewesen unterscheidet, ist die «temporale Kompetenz». Dieses «Zeitbewusstsein» prägt unsere Existenz. Menschen sind in der Lage, das aktuelle Geschehen zwischen Vergangenheit und Zukunft zu verorten. Dadurch ist es möglich, die Individualentwicklung gezielt zu beeinflussen.

Es hängt weitestgehend eindeutig von unserem Willen und unserer Gestaltungskraft bzw. von unserer temporalen Kompetenz selbst ab,  wie sich unser Leben entwickelt. In diesem Zusammenhang gilt auch, dass man sich selbst in seiner Vergangenheit vergleichen sollte, nicht mit anderen Menschen von heute. So kann man seine eigene Entwicklung bewerten und seine eigene Zukunft entwerfen.

An seiner Biografie zu arbeiten bedeutet also, sein Leben kontinuierlich zu entwerfen, es selbstkritisch und gestaltend zu entfalten sowie Wege zu erspüren und Spuren zu hinterlassen.

Die Daseinsweise des Menschen ist die Entwicklung. Entwicklung bedeutet, daß stets ein Zustand durch einen anderen abgelöst wird, egal in welcher Lebensphase (Reifungs-, Leistungs-, Erfahrungsphase) sich der Mensch befindet.

Die Zielsetzung zur besseren Bemeisterung bzw. zum besseren Managen von Lebenssituationen  ist die Erhaltung bzw. der Ausbau der Vitalität und der Widerstandskraft in biologischer, sozialer und psychischer Sicht, denn der Mensch ist immer ein biologisches, ein soziales und ein psychisches Wesen,  genauer eigentlich ein Wesen, in welchem diese drei Elemente unlösbar verflochten sind.

Durch eine hohe Vitalität und Widerstandskraft steigen die Chancen von Menschen, ihre Existenz zu sichern und sich individuell weiter zu entwicklen.

Karl Friedrich Wessel – Der-Mensch-entwickelt-sich-immer.pdf

Wessel_Der_souverane_Mensch.pdf

siehe auch: Bazon Brock (Stichwort „Biografiepflicht“)

Henryk Cichowski – Ostern steht für Auferstehung