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Eine nachhaltig fortschrittliche Entwicklung der Menschheit in einer komplexen Welt ist möglich

Komplexität
Geist
Erkenntnis
Kommunikation
Umsetzung

Eine nachhaltig fortschrittliche Entwicklung der Menschheit in einer komplexen Welt ist möglich.

Prof. Markus Gabriel referiert über die Kunst, die richtigen Dinge, gut zu tun. Gerade in Krisenzeiten ist das vonnöten. (Siehe youtube Video).

Damit das gelingen kann, beschreibt er fünf Aspekte des menschlichen Lebens:

  • Menschen sind geistige Wesen und können (nach)denken.
  • Menschen können damit umgehen, dass sie nicht alles wissen und nicht sofort für alle Probleme Lösungen parat haben.
  • Menschen können Zusammenhänge der Welt / der Natur (Erkenntnisse/Wissen) entdecken.
  • Menschen können durch Einsicht, Überzeugung und Vernetzung lernen, mit Erkenntnissen sinnvoll umzugehen.
  • Menschen können Erkenntnisse zur Verbesserung des (Zusammen-) Lebens anschlussfähig umsetzen.

Menschen sind geistige Wesen, die dazu in der Lage sind, Erkenntnisse zu gewinnen und diese auch entsprechend zum Wohle ihrer selbst und zum Fortschritt der Gemeinschaft umzusetzen.

Säen und Ernten bedeutet danach, die richtigen Dinge (Effektivität) zum eigenen und zum Wohle der Gesamtgesellschaft gut tun (Effizienz).

Wir bekommen im Leben in der Regel das, was wir erarbeitet haben – das, was wir aus uns gemacht haben. Wir ernten oft das, was wir gesät und durch unseren Einsatz geschaffen haben.

Über eine fortschrittliche (progressive) Individualität verfügen diejenigen Bürger, die mehr vertreten als ihre eigenen Interessen. Sie orientieren sich dabei auf mehr als die eigene kleine Selbstheit, sie setzen sich auf der Basis bewährter sowie fortschrittlicher Erkenntnisse für das solidarische und humane Miteinander in der Gesellschaft ein. „Nur wer mehr ist als er selbst, ist er.“ (Bazon Brock).

  • Selbstverständnis des Menschen (Menschenbild) – geistiges Wesen und keine Reiz-/Reaktionsmaschine
  • Menschen machen nicht Ernst mit den Erkenntnissen, über die sie verfügen. Progressivität (Fortschrittlichkeit) – Menschen sind in der Gesamtheit nicht hinreichend gleich progressiv, d. h., dass das Handeln von Menschen nicht adäquat auf verfügbare Erkenntnisse (auch moralische Erkenntnisse) eingeht
  • Control burnout (kognitive Dissonanz)
  • Neues Wirtschaftsmodell notwendig. Ethischer Kapitalismus – dieser steht im Dienste des Wohlergehens der Gesellschaft

Wir leben in einer Zeit, in der wir den Menschen oft gerne verstehen als ein hormonal oder neuronal gesteuertes Reiz-Reaktionssystem (Reiz/Reaktionsmaschine) (ähnlich einem Tier), ohne freien Willen. Wir haben danach ein falsches Bewusstsein oder Bild davon, ein geistiges Lebewesen zu sein.

Es gibt einen Geist, d. h. das menschliche Vermögen (im Gegensatz zu Tieren) sich selbst und die menschliche Umwelt bzw. andere Menschen zu reflektieren und das eigene Handeln entsprechend anzupassen oder zu ändern.

Bewusstsein (Geist) lässt sich nicht materiell abbilden oder irgendwie festhalten.

Die einzige Möglichkeit Geist / geistige Tatsachen zu erforschen, ist Geistes- und Sozialwissenschaften zu betreiben und dadurch praktisches Wissen in Form von „sozialer Erkenntnis“ zu generieren.

Weil wir geistige Lebewesen sind, sind wir imstande, unser Verhalten großflächig zu diskutieren bzw. zu verändern und moralische Erkenntnisse (im Hinblick auf Klimawandel, Genderfragen, Krieg …) politisch umzusetzen.

Wir leben in einem moralisch progressiven Zeitalter. Man kann einen moralischen Fortschritt in „dunklen Zeiten“ beobachten.

Wir sind einerseits sehr progressiv und andererseits werden diese progressiven Schritte der Menschheit gebremst von Gegenkräften.

Die Vorstellung, dass (moralische) Erkenntnisse sofort übersetzbar sind in (politische) Handlungen, scheitert oft daran, dass nicht alle Menschen gleich progressiv sind. Die Vorstellung, dass eine mehr oder weniger einfache und völlig richtige (moralische) Erkenntnis automatisch umgesetzt werden kann, nur weil man es eingesehen hat, ist zu kurzsichtig gedacht.

Eine kluge Umsetzungs- bzw. Lösungsstrategie berücksichtigt, dass eben nicht alle gleich fortschrittlich sind.

In einer Demokratie können eben nicht moralische Erkenntnisse und gesellschaftlicher Wandel einfach top down auf die Straße gebracht werden, ohne dass dafür ein hinreichend geteilter gesellschaftlicher Konsens geschaffen wurde.

Das Aufeinandertreffen von alten, nicht mehr zeitgemäßen Erwartungen (früher war alles besser …) und der Gegenwart (zeitgemäße Erkenntnisse) führt zu einer kognitiven Dissonanz oder wie andere sagen zu einem „Control Burnout“ (innerem Spannungsverhältnis).

Lösungsstrategie.

Was gebraucht wird, ist ein Modell des Menschen und der Arbeit, der Individuen und unserer Selbst als Kollektive, das uns erlaubt zu verstehen (weil Menschen geistige Lebewesen sind), dass wir einerseits zur moralischen Erkenntnis fähig sind und andererseits auch in der Lage sind, entsprechende erkenntnisgerechte Handlungen / Lösungen zu vollziehen.

Es wird ein „Ethischer Kapitalismus“ nötig.

Kapitalismus ist eine Menge von drei Dingen:

a) Recht auf Eigentum/ Kapital (man kann mit Eigentum Mehrwert erzielen)

b) Vertragsfreiheit (freie Verhandlungen zwischen Marktpartnern)

c) freie Märkte (nicht zentrale Instanzen entscheiden über Interessenlagen, sinnvolle Produkte und Geschäftsgebaren, sondern die Menschen selbst).

Kapitalismus ist demnach eine Anerkennung des Grundwertes eines liberalen demokratischen Rechtsstaates in Form einer Marktwirtschaft. Kapitalismus gelingt dann, wenn durch unternehmerisches Handeln (moralischer) Fortschritt erzeugt wird.

Es sollte gelingen, das alte Versprechen der Aufklärung einzulösen, dass durch wirtschaftliche Aktivität menschliche Lebensverhältnisse verbessert werden.

Nicht: „the business of business, ist business“,
sondern
the business of business, ist the creation of social well beeing“.

In Anlehnung an den Vortrag von M. Gabriel.

 

Henryk Cichowski (Sozialwissenschaftler)
– Mensch sind geistige Wesen – deshalb sollten sie auch so handeln.