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Geist, Identität und Gesellschaft / Herbert Mead (Symbolischer Interaktionismus)

Geist, Identität und Gesellschaft / Herbert Mead (Symbolischer Interaktionismus)

Geist („Mind“). Für Mead ist der Geist nicht einfach nur Denken im biologischen Sinn. Er meint damit vor allem:

Geist ist die Fähigkeit zur Kommunikation mit sich selbst und anderen über Symbole (z. B. Sprache).

Der Geist entsteht durch soziale Prozesse.

Ohne Kommunikation mit anderen gibt es keinen entwickelten Geist. Er ist das Ergebnis davon, dass wir mit Symbolen (Wörter, Gesten, Zeichen) Bedeutungen teilen und über Dinge nachdenken können — auch über uns selbst!

Identität („Self“) Die Identität ist bei Mead das Selbstbild, das wir durch die Sicht anderer auf uns entwickeln. Identität entsteht, wenn wir uns selbst zum Objekt unserer eigenen Betrachtung machen. Wir beobachten uns durch die Augen anderer.

Er unterscheidet:

„Ich“ (I): Das spontane, kreative, unvorhersehbare Element unseres Selbst.

„Mich“ (Me): Das reflektierte Selbstbild, wie wir glauben, dass andere uns sehen.

Gesellschaft („Society“) Gesellschaft ist bei Mead mehr als eine Ansammlung von Menschen. Gesellschaft ist das Netzwerk gemeinsamer Bedeutungen, Erwartungen und Regeln, in dem wir unsere Identität entwickeln.

Die Gesellschaft gibt uns Rollen, Werte und Normen vor.

Sie ermöglicht es erst, dass Individuen durch soziale Interaktion ein „Selbst“ entwickeln können. Ohne Gesellschaft — keine Identität, kein Geist. Er spricht dabei vom „generalisierte Anderen“: Damit meint er die verinnerlichten Erwartungen der Gesellschaft, die wir in unser Denken aufnehmen. Wir handeln nicht nur danach, was einzelne Menschen von uns erwarten, sondern auch nach dem, was „man allgemein so macht“.

Herbert Blumer hat Meads Ideen auf den Punkt gebracht. Nach ihm basiert symbolischer Interaktionismus auf drei Grundannahmen:

1.    Menschen handeln Dingen gegenüber auf der Grundlage der Bedeutungen, die diese Dinge für sie haben. Ein Gegenstand, ein Mensch, ein Ereignis: Alles gewinnt Bedeutung durch die Sichtweise des Einzelnen.

2.   Diese Bedeutungen entstehen aus der sozialen Interaktion. Bedeutungen entstehen, wenn Menschen miteinander kommunizieren, sich Zeichen geben, Symbole benutzen.

3.   Diese Bedeutungen werden in einem interpretativen Prozess mit sich selbst verwendet und verändert. Menschen interpretieren ständig neu, abhängig von der Situation und den Erfahrungen. Bedeutungen sind also nicht starr.

Durch Kommunikation entwickeln sich das individuelle ICH und das gesellschaftliche WIR.