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Sozialisation

Sozialisation

In den Sozialwissenschaften bezeichnet Sozialisation den Prozess, durch den Individuen die Werte, Normen, Verhaltensweisen und sozialen Rollen einer Gesellschaft oder sozialen Gruppe erlernen – also quasi das „Hineinwachsen“ in die Gesellschaft.

Die Sozialisation ist ein grundlegender Prozess, durch den Menschen lernen, Teil der Gesellschaft zu werden.

George Herbert Mead hat eine wichtige Theorie dazu entwickelt. Nach ihm entsteht das Selbst eines Menschen nicht von alleine, sondern durch den Austausch mit anderen Menschen. Für Mead ist Sozialisation also ein sozialer Prozess, bei dem wir durch Kommunikation und Interaktion lernen, wer wir sind.

Ein zentrales Element ist das Rollenspiel. Schon kleine Kinder spielen Rollen nach, zum Beispiel Vater, Mutter oder Lehrer. Dabei lernen sie, sich in andere hineinzuversetzen. Sie stellen sich vor, wie andere Menschen denken oder fühlen – und übernehmen so deren Perspektive.

Nur wenn wir lernen, uns selbst aus der Sicht der anderen zu sehen, kann ein echtes Selbstbewusstsein entstehen.

Man unterscheidet zwischen zwei Seiten des Selbst: dem „Ich“ (I) und dem „Mich“ (Me). Das „Ich“ ist der spontane, kreative Teil, der aus dem Inneren des Menschen kommt. Das „Mich“ dagegen ist das Bild, das wir von uns haben, basierend auf den Erwartungen und Reaktionen anderer.

Unser Selbst entsteht aus dem Zusammenspiel dieser beiden Seiten: Wir handeln aus eigenem Antrieb („Ich“), aber immer auch im Rahmen gesellschaftlicher Erwartungen („Mich“).

Ein weiterer wichtiger Begriff ist der „generalisierte Andere“. Damit meint man die verallgemeinerte Sicht der Gesellschaft, also die Regeln, Werte und Normen, die wir als Mitglieder einer Gemeinschaft übernehmen.

Ein Kind lernt zuerst, was Mama oder Papa erwarten. Später versteht es, was „man“ allgemein von ihm erwartet – also was in der Gesellschaft als richtig oder falsch gilt. Dieser Schritt ist entscheidend für die vollständige Sozialisation.

Zusammengefasst beschreibt Mead Sozialisation als einen aktiven Lernprozess, bei dem wir durch soziale Interaktionen ein Selbst entwickeln.

Wir werden nicht einfach „wir selbst“, sondern wir werden es durch die Reaktionen und Erwartungen der anderen.

Sozialisation ist der Weg, auf dem wir zu gesellschaftsfähigen Menschen werden.