Systeme und Kommunikation (Luhmann)
Systeme und Kommunikation (Luhmann)
Wenn zwei Menschen zusammentreffen und in Beziehung zueinander treten und sich über Sprache oder Zeichen austauschen, entsteht Kommunikation, ohne dass dabei der eine Mensch in den Kopf des anderen Menschen hineinschauen kann.
Das Denken beider, besser die Interaktion beider wird über die Kommunikation strukturell miteinander gekoppelt.
Diese systemische Betrachtung interessiert sich nicht so sehr dafür, was Menschen denken oder nicht denken, sondern in erster Linie dafür, was in der Interaktion von Personen an Kommunikation (sozialen Tatsachen) produziert wird.
Also das, was man tatsächlich an sozial hergestellten sozialen Tatsachen nachvollziehbar in Form von Festhaltungen (in Schrift / sonstigen Zeichen / Bildern …) beschreiben, erklären und bewerten kann. Natürlich fließt das Denken des einen Menschen und des anderen Menschen mit ein.
Ohne das Bewusstsein von Menschen (psychische Systeme) kommt auch keine Kommunikation zustande.
Aber Kommunikation ist eben nicht das Denken des einen Menschen und nicht das Denken des anderen Menschen. Es ist etwas neues – Soziales, eben Kommunikation. „Nur die Kommunikation kann kommunizieren“ (Niklas Luhmann).
Genau genommen, ist das Denken (Bewusstsein) der einzelnen Person die Umwelt der Kommunikation. Kommunikation entfacht und konstituiert Soziale Systeme und deren Strukturen.
Soziale Systeme können Interaktionen sein, können Organisationen bis hin zu Weltgesellschaft sein. Soziale Systeme differenzieren sich nach innen funktional aus, sie erschaffen und erhalten sich selbst, setzen sich Ziele, entwickeln Umsetzungsstrategien, entfalten Prozesse und übernehmen Aufgaben zur Lösung von Problemen in ihrer Umwelt.
Soziale Systeme unterscheiden sich durch ihre funktionale Differenzierung und in der Zugehörigkeit zu funktionalen Teilsystemen der Gesellschaft, d. h. durch ihren Funktionsbezug zum Gesamtsystem, etwa Wirtschaft, Politik, Rechtssystem, Wissenschaft, Religion, Erziehung, Kunst, Kultur, Gesundheitssystem, usw.
Als vermittelnde und die Kommunikation vereinfachende Medien fungieren sogenannte Kommunikationsmedien wie: Geld (Wirtschaft), Macht (Politik), Recht (Rechtssystem) Wahrheit (Wissenschaft), Glauben (Religion) usw.
Je komplexer Soziale Systeme ausdifferenziert sind (im Sinne von Eigenkomplexität), ums so mehr sind sie in der Lage, anschlussfähig gegenüber den Umweltbedingungen zu sein, bzw. Umweltkomplexität zu reduzieren.
Von „komplex“ spricht man immer dann, wenn Situationen, Dinge oder Ereignisse vielschichtig, verwoben bzw. vernetzt und eben nicht eindeutig erklärbar sind. Das Gegenteil von komplex ist simpel.
Das menschliche Vermögen der Komplexitätsaufnahme ist angesichts der möglichen Zustände und Ereignisse der Welt ständig überfordert. Alles hängt mit allem zusammen, ist vernetzt und steht in bestimmter Beziehung zueinander (Relation / relational).
Soziale Systeme reduzieren Komplexität über Kommunikation (anschlussfähige soziale Tatsachen).
