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Was hält die Gesellschaft zusammen?

Was hält die Gesellschaft zusammen?

Klassische Soziologen wie Émile Durkheim oder Talcott Parsons meinten, dass die Gesellschaft vor allem durch gemeinsame Werte, Normen oder ein kollektives Bewusstsein zusammengehalten wird.

Für Max Weber wird die Gesellschaft durch soziale Handlungen zusammengehalten, die auf verschiedenen Motivationen beruhen (rational, wertgeleitet, emotional oder traditionell). Diese Handlungen sind eingebettet in ein System von sozialen Normen und Erwartungen, die durch legitime Herrschaft und soziale Ordnung stabilisiert werden. Gesellschaftliche Strukturen entstehen, weil Menschen in bestimmten sozialen Kontexten immer wieder bestimmte Handlungen vollziehen, die durch gemeinsame Bedeutungen und Werte geprägt sind.

Für Niklas Luhmann wird Gesellschaft vor allem durch Kommunikation zusammengehalten. Menschen sind dabei nicht Teil der Gesellschaft selbst, sondern ihre Umwelt – also etwas, das außerhalb des sozialen Systems liegt. Gesellschaft entsteht, wenn Menschen miteinander kommunizieren und diese Kommunikation immer weitergeht. Für Luhmann besteht Gesellschaft also in erster Linie aus Kommunikation. Menschen sind für ihn „Umwelt“ des sozialen Systems. Gesellschaft ist das umfassendste soziale System und entsteht durch die fortlaufende Verkettung von Kommunikationen.

Die moderne Gesellschaft ist laut Luhmann in verschiedene Bereiche aufgeteilt (funktional differenziert), wie zum Beispiel Recht (Recht/Unrecht), Politik (Macht), Wirtschaft (Geld), Bildung (Lernen) oder Wissenschaft (Wahrheit). Jeder dieser Bereiche hat eine eigene Art zu kommunizieren und eigene Regeln. Diese Bereiche arbeiten nicht gemeinsam an einer großen Ordnung, sondern funktionieren nebeneinander, beobachten sich gegenseitig und beeinflussen sich manchmal.

Gesellschaft „funktioniert“ also dadurch, dass immer wieder kommuniziert wird.
Was sie zusammenhält, ist die Fähigkeit, mit Komplexität und Unsicherheit umzugehen. Kommunikation hilft dabei, die Welt einfacher zu machen (Reduktion von Komplexität durch Kommunikation): Sie wählt bestimmte Informationen aus, schafft Erwartungen und sorgt dafür, dass Gespräche weitergehen können.

Vernunft und Moral: „Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde.“ Immanuel Kant war überzeugt, dass Vernunft und Moral die Grundlage für eine funktionierende Gesellschaft bilden. Er betrachtete die Gesellschaft als eine Gemeinschaft von Menschen, die sich im Einklang mit moralischen Gesetzen organisieren, um das Wohl aller zu fördern.

Jesus hatte eine tiefgreifende Vision von einer göttlich inspirierten Gesellschaft, in der Gerechtigkeit und Frieden herrschen. Diese Vision wird besonders im Vaterunser (Matthäus 6:9-13) ausgedrückt, das als Gebet für die Erfüllung des göttlichen Willens auf der Erde dient.

 

„Selig sind die Friedfertigen, denn sie werden Gottes Kinder heißen.“ (Matthäus 5,9)
„Liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen.“ (Matthäus 5,44)

„Handle nur nach derjenigen Maxime (Grundregel), von der du zugleich guten Gewissens wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde (also für alle Menschen gilt).“ (Kategorischer Imperativ nach Kant)