Die Geschichte der Erde und der Menschheit (Erich Kästner 1957)
Die Geschichte der Erde und der Menschheit (Erich Kästner 1957)
Am Anfang war Chaos. Dann trennte man Licht
und Finsternis. Weiter weiß man es nicht.
Dann wurden die Menschen allmählich modern.
Sie saßen zuerst auf Bäumen und Stern.
Sie trugen noch Haare auf Kopf und Gesicht.
Dann lernten sie sitzen. Dann lernten sie Pflicht.
Dann machten sie Feuer. Dann machten sie Licht.
Dann machten sie Schlösser. Dann machten sie Schlacht.
Dann machten sie Kriege. Dann machten sie Nacht.
Dann machten sie Waffen und schossen sich tot.
Dann gab es Arbeit. Dann gab es Not.
Dann gab es Reden. Dann gab es Rat.
Dann gab es Wahlen. Dann war der Staat.
Dann gab es Schieber. Dann gab es Geld.
Dann gab es Länder. Dann gab es Welt.
Dann gab es Prediger. Dann gab es Gott.
Dann gab es Hunger. Dann gab es Spott.
Dann gab es Klassen. Dann gab es Streit.
Dann gab es Richter. Dann gab es Neid.
Dann gab es Bomben. Dann gab es Flieger.
Dann gab es Schlote. Dann gab es Krieger.
Dann gab es Sieger. Dann gab es Blut.
Dann gab es Tränen. Dann gab es Wut.
Dann gab es Gitter. Dann gab es Haft.
Dann gab es Lager. Dann gab es Kraft.
Dann gab es Ordnung. Dann gab es Haft.
Dann gab es Ordnung. Dann gab es Kraft.
Dann gab es gar nichts. Dann war es geschafft.
Erich Kästner kritisiert den blinden Fortschrittsglauben der Moderne.
Technologischer und gesellschaftlicher Fortschritt wird nicht als Heil, sondern als Irrweg dargestellt – weil der Mensch es nicht schafft, ihn ethisch zu nutzen.
Stattdessen führt jede Erfindung zu Gewalt, Unterdrückung oder Zerstörung. Der Mensch entwickelt sich – aber nicht weiter.
Wenn der Mensch seine Fähigkeiten nicht mit Verantwortung kombiniert, wird der Fortschritt zur Selbstvernichtung führen.
