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Die Ordnung der Welt (nach Ulrich Menzel)

Die Ordnung der Welt (nach Ulrich Menzel)

Der Soziologe Niklas Luhmann hat schon vor Jahrzehnten, also lange bevor Globalisierung ein Allerweltswort wurde, unterstellt, dass es nur noch einen möglichen Gesellschaftsbegriff gebe, nämlich den der Weltgesellschaft. Es gibt keine territorialen Grenzen mehr für Geld, Information, Bildung, Energie, Umweltzerstörung, Terror.

Wir erfahren täglich, dass nationale Politik nicht umgehen kann mit ökologischen Problemen, dem Problem der Durchsetzung von Menschenrechten, den Forderungen nach «humanitären» Interventionen, modernen Völkerwanderungen und weltweiten Finanzspekulationen. Warum, weil es territorial übergreifende Problemstellungen sind, die nur im Kontext einer Weltgesellschaft lösbar sind.

Wie aber kann es eine stabile internationale Ordnung (Weltordnung) geben, wenn nur souveräne Einzelstaaten / Regionalgesellschaften existieren und es (insbesondere im Krisenfall) keine höhere Autorität bzw. kein Gewaltmonopol im internationalen System der Weltgesellschaft gibt?

Herrscht demnach in der Weltgesellschaft Anarchie (Herrschaftslosigkeit) und / oder treten mächtige Regionalgesellschaften der ersten Reihe mit ihren (hegemonialen oder imperialen) Machtmitteln und unterschiedlichem Außenverhalten in diese Weltordnungslücke, um ihre politischen, kulturellen oder wirtschaftlichen Interessen durchzusetzen (Hierarchie)?

„Während der Bedarf nach Weltordnung wächst, schwindet zugleich die Fähigkeit, diesen Bedarf zu bedienen.  Grundsätzlich gibt es vier Modelle der Weltordnung, wie mit der wieder zunehmenden Anarchie der Staatenwelt (auch innerhalb einstmals scheinbar festgefügter Staaten) angesichts des nicht vorhandenen Weltstaats, der mit einem globalen Gewaltmonopol ausgestattet ist, umgegangen werden kann.

Modelle der Herrschaftslosigkeit / Anarchie (1/2) und Modelle der Hierarchie der Staatenwelt (3/4)

1.    Dem realistischen Denken entspricht das Selbsthilfeprinzip. Jeder Staat versucht so gut er kann, seine Interessen nach außen aus eigener Kraft wahrzunehmen.

2.   Dem idealistischen Denken entspricht die Kooperation der Staaten durch Verträge, internationale Organisationen, das Völkerrecht und normengeleitetes Handeln, das auf gemeinsamen Werten beruht. Das Recht soll die Macht ersetzen.

3.   Hegemonie (Führung). Der Hegemon stützt sich auf seine überragende Leistungsfähigkeit und die Akzeptanz der Gefolgschaft, weil er für Weltordnung durch die Bereitstellung internationaler öffentlicher Güter sorgt, in deren Genuss die Gefolgschaft nahezu kostenlos gelangt. Die USA haben die Rolle des Hegemon nach 1945 über die westliche und seit 1990 über die gesamte Welt eingenommen.

4.   Das Imperium nimmt seine Ordnungsfunktion durch Herrschaft wahr, liefert nur sog. Clubgüter für den Club derjenigen Länder, die zu seinem Herrschaftsbereich gehören, und akquiriert dafür deren Ressourcen. Die Sowjetunion gehörte zwischen 1945 und 1990 zu diesem Typ.

Das hegemoniale Modell beruht auf Freiwilligkeit und Attraktivität des Hegemonen, der Softpower wie z.B. den American Way of Life verströmt. Das imperiale Modell beruht auf Zwang, den das Imperium auf die Beherrschten ausübt. Nach Ansicht von Ulrich Menzel kann nur die Hierarchie der Staaten (möglichst hegemonial ausgeformt) ein Fundament der internationalen Beziehungen bilden.

Allerdings weiß man eben, „ohne Egoismus handelt keine Weltmacht“ Ulrich Menzel.

Bis zum „ewigen Frieden“ in den internationalen Beziehungen ist es noch ein langer Weg.